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Schüler mit Rücken zur Tafel

Anke Beilstein: Experten fühlen sich von Frau Hubig falsch wiedergegeben und missbraucht und widersprechen ihrer Darstellung

Expertenrunde von Frau Hubig zum Infektionsrisiko in Schulen / Rhein-Zeitung

Nach einer Expertenrunde mit Bildungsministerin Hubig zum Infektionsrisiko in Schulen haben verschiedene beteiligte Wissenschaftler nun harsche Kritik an der im Anschluss an die Konferenz vom Hubig-Ministerium verschickten Pressemitteilung geübt. Wie die Rhein-Zeitung berichtet, widersprechen mehrere Experten deutlich dem Versuch von Frau Hubig, sie als Kronzeugen für ihre persönliche Haltung in Sachen Infektionsrisiko in Schulen und Ablehnung von präventivem und fakultativem Wechselunterricht zu vereinnahmen. Dazu erklärt die bildungspolitische Sprecherin und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Anke Beilstein:

„Wenn Frau Hubig das Infektionsrisiko an Schulen kleinredet und sich dagegen sperrt, Wechselunterricht in Anbetracht der landesweit hohen Inzidenzen dort zuzulassen, wo er gewollt und umsetzbar ist, ist das eigentlich schon schlimm genug. Dass sie aber nun auch noch namhafte Experten missbraucht und deren Stellungnahme falsch wiedergibt, um ihre eigene höchst problematische Haltung zu untermauern, ist skandalös gegenüber der Wissenschaft und unverantwortlich gegenüber Schüler- und Lehrerschaft. Dieses Verhalten von Frau Hubig befördert die Sorge einer latenten Gesundheitsgefährdung aller am Schulleben Beteiligten. Glücklicherweise endet ihre Leitungsfunktion in der Kultusministerkonferenz turnusgemäß zum Jahresende.

Wie sehr Worte und Taten bei Frau Hubig auseinanderfallen, zeigt auch das nachfolgende Zitat. Am 28. Mai 2020 hat sie in einer Landtagsdebatte zur Bildungspolitik folgendes ausgeführt:

„Nun sage ich Ihnen noch etwas: Diesen Weg werden wir weitergehen, egal, was Sie sagen. Das ist uns ganz gleichgültig. Wir achten darauf, wir hören die Stimmen, wir kommunizieren, und wir hören denen zu, die Ahnung und Sachverstand haben. Mit denen kommunizieren wir seit zweieinhalb Monaten so intensiv wie noch nie zuvor.“

In der Praxis führt das dann offensichtlich dazu, dass Frau Hubig zwar öffentlichkeitswirksame Expertenrunden durchführt, die Ergebnisse aber negiert bzw. uminterpretiert. Dazu meint eine der Teilnehmerinnen der Hubig-Videokonferenz, die Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der Stiftung Mathias-Spital in Rheine, Dr. Jana Schroeder:

„... gerade erhalte ich Ihre Pressemitteilung und frage mich, ob Sie in einer anderen Konferenz waren als ich? Gleichwohl steht mein Name darunter. So funktioniert das also in der Politik – Sie wollen offenbar beraten werden, aber nicht zuhören.“

Tatsache ist, dass natürlich auch in Schulen Infektionen stattfinden und dass diese im Vergleich zur ersten Welle der Pandemie zugenommen haben. Tatsache ist auch, dass das RKI schon seit Überschreiten des Inzidenzwertes von 50 die Halbierung der Klassen zur Verminderung des Infektionsrisikos empfohlen hat. Genau das hat Frau Hubig als Szenario 2 in ihrer eigenen Leitlinie vom 30. Juni aufgenommen, genau darauf haben sich die Schulen
vorbereitet und genau das lässt Frau Hubig jetzt nicht zu. Warum sich Frau Hubig dagegen mit Händen und Füßen und nun auch noch mit solch unlauteren Mitteln sträubt, bleibt ihr Geheimnis. Triebfeder könnte natürlich die Befürchtung sein, dass beim Wechselunterricht einmal mehr deutlich würde, wie zögerlich das Land bei der Nachbesserung der digitalen Ausstattung in den vergangenen 8 Monaten unterwegs war. Aber es geht hier nicht um das Ansehen von Frau Hubig, sondern um die Gesundheit von Schüler- und Lehrerschaft.“

Hintergrund:
Der Philologenverband Rheinland-Pfalz gibt in einer Pressemitteilung vom 9. Dezember 2020 die Reaktionen einiger Experten wieder, https://www.philologenverband.de/aktuelles/:

- Dass ‚die Mehrheit‘ der Experten sich ... einig war, ist schlichtweg falsch ... „... Da Ihre Presseerklärung suggeriert, ich hätte dieser als Expertin inhaltlich zugestimmt, was nicht der Fall war und ist, erwarte ich, dass sie dies entweder richtigstellen oder meinen Namen unter Ihrem Statement entfernen.“ (Dr. Jana Schröder, Chefärztin des Instituts für Krankenhaushygiene und Mikrobiologie der Stiftung Mathias-Spital in Rheine, Fachärztin für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie)

- „Die Erklärung suggeriert eine Einigkeit, die dem tatsächlichen Diskussionsverlauf nicht entspricht, und ist mehr oder weniger reine Propaganda statt ernsthafter inhaltlicher Auseinandersetzung mit dieser Problematik. In Anbetracht der aktuellen äußerst besorgniserregenden Lage für unser Land finde ich das sehr bedauerlich und protestiere hiermit gegen dieses Vorgehen und diese Art der Vereinnahmung und Verfälschung. Ich bitte um Streichung meines Namens unter der Erklärung, ...“(Professor Markus Scholz, Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Universität Leipzig)

- „Die beiden Sätze sind nicht von mir. Bitte nur zitieren, was ich tatsächlich gesagt habe.“ (Professor Alexander Kekulé, Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle)

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